Mittwoch, 17. Juli 2024
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Bio + Co.: Globaler Appetit auf Genuss und Lebensqualität

Nürnberg. (nm) Bio-Produkte bedeuten Genuss und Lebensqualität. Sie stehen für die Verbindung von höchster Qualität und unbeschwertem Konsum. Rund 2.600 Aussteller präsentieren sich während der BioFach 2008 den erwarteten rund 45.000 Fachbesuchern. Die BioFach, die vom 21. bis 24. Februar in Nürnberg stattfindet, wartet 2008 mit einem weiteren Highlight auf – der neuen Weinhalle 4A. Diese rückt den Bio-Wein ins Rampenlicht. Kulinarische Erlebniswelten bescheren den Fachbesuchern der Weinhalle Bio-Hochgenuss. In der Halle 7A und einem Teil der Halle 7 feiert die Vivaness, Fachmesse für Naturkosmetik und Wellness, ihren ersten Geburtstag.

Die 2007 flügge gewordene schöne Tochter der BioFach gedeiht prächtig und wächst weiter. Schon 2007 verzeichnete sie mit auf Anhieb 161 Ausstellern einen Zuwachs von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf dem internationalen Bio-Markt – wie auf den beiden Fachmessen BioFach und Vivaness – hält der Wachstumstrend weiter an.

40 Milliarden US-Dollar Umsatz im internationalen Bio-Markt

Die Bio-Branche boomt und immer mehr Unternehmen steigen in den Markt ein. In Ländern wie USA, Deutschland, Dänemark, Schweiz, Österreich und Großbritannien sind die Vermarktungsstrukturen gut entwickelt. Käufer können hier aus einem großen Angebot an Bio-Produkten in Supermärkten, Naturkostläden, auf Wochenmärkten, bei Lieferdiensten oder auch in ausgewählten Restaurants und Hotels wählen.

Die stark steigende Nachfrage in einwohnerstarken Ländern wie Deutschland und USA führt zu einem Sog auf den internationalen Märkten. Zunehmend erfasst dieser die Erzeugerländer und fördert dort die Umstellungen auf Öko-Landbau. Derzeit sind mehr als 31 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche Bio-zertifiziert, weitere 62 Millionen Hektar als Fläche für Wildsammlungen anerkannt. Australien führt mit 11,8 Millionen Hektar die internationale Statistik an, gefolgt von Argentinien und China mit jeweils 3,1 Millionen Hektar Bio-Anbaufläche. In Europa werden aktuell rund 7,3 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet, davon 6,6 Millionen Hektar – das entspricht mehr als 4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche – in der EU (Quelle: Helga Willer, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, Schweiz).

In 2007 werden die weltweiten Ausgaben für Bio-Lebensmittel erstmalig die 40 Milliarden US-Dollar-Marke überspringen, sagt Amarjit Sahota von der Londoner Unternehmensberatung Organic Monitor. Obwohl die meisten Regionen der Welt von hohen Wachstumsraten berichten, ist umsatzbezogen das größte Wachstum in Nordamerika und Europa zu beobachten. Organic Monitor geht davon aus, dass weltweit in 2010 die Schwelle von 60 Milliarden US-Dollar erreicht wird.

Bio-Boom erfasst in Deutschland alle Vermarktungswege

Naturkostläden und direkt vermarktende Bio-Bauern gelten als Wegbereiter der Branche auf dem deutschen Bio-Markt. Aktuell erzielen der LEH, die Discounter sowie Bio-Supermärkte das größte Marktwachstum. Der ökologische Landbau konnte in Deutschland 2006 einen Zuwachs von 18.133 auf 825.539 Hektar verzeichnen. Dies geht aus einem Bericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor. Die Zahl der Ökobetriebe in der Landwirtschaft stieg um 537 auf 17.557 Betriebe. Damit arbeiten 4,6 Prozent der Betriebe in Deutschland auf 4,9 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche nach den Richtlinien des Öko-Landbaus.

Die Gesamtzahl der im Bio-Sektor tätigen Unternehmen, also Erzeuger, Verarbeiter, Importeure und Händler, ist in Deutschland 2006 um 8,8 Prozent auf 23.978 gestiegen. Nach wie vor wächst die Verarbeitungs- und Importbranche zahlenmäßig schneller als die Erzeugung.

Der Bio-Boom in Deutschland hält nun schon das dritte Jahr in Folge an – bei kaum veränderten Realeinkommen der Verbraucher. 2006 betrug der Umsatz mit Bio-Produkten 4,6 Milliarden EUR. Das entspricht einem Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Anteilig ist der LEH – inklusive Discounter sowie Obst- und Gemüsefachgeschäfte – mit 49 Prozent, und der Naturkostfachhandel mit 23 Prozent am stärksten an diesem Umsatz beteiligt. Gefolgt werden diese von der Direktvermarktung mit elf Prozent Anteil, Sonstigen wie Drogeriemärkten, Versandhandel etc. mit sieben Prozent, Metzgereien/Bäckereien und Reformhäusern mit jeweils fünf Prozent (Quelle: Prof. Dr. Ulrich Hamm, Universität Kassel, Deutschland).

Auch für 2007 ist wieder mit einem Branchenwachstum von zehn bis 20 Prozent zu rechnen. Der deutsche Bundesverband Naturkost, Naturwaren, Herstellung und Handel (BNN) berichtet von einem Anstieg der Zahl seiner Mitgliedsunternehmen um zwölf Prozent im ersten Halbjahr 2007. Bei einem geschätzten Wachstum der Bio-Branche von 15 Prozent läge der Umsatz Ende 2007 bei 5,3 Milliarden EUR und könnte damit erstmalig die Fünf-Milliarden-Euro-Marke überschreiten.

Viel Bewegung im osteuropäischen Bio-Markt

Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei gehören zu den aufstrebenden osteuropäischen Bio-Märkten. Polen s Bio-Produktion legte 2006 stark zu, die Zahl der Bio-Betriebe stieg um 28 Prozent auf 9.188 Betriebe. Die Zahl der Verarbeiter verdoppelte sich auf 156, so die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn, Deutschland. Ungarn exportiert rund 90 Prozent seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Aber auch der Binnenmarkt für Bio-Produkte wächst zusehends. Die Slowakei exportiert wie Ungarn 90 Prozent der Öko-Produktion mangels heimischer Kaufkraft vor allem nach Österreich, Deutschland, Italien, Schweiz, Frankreich und in die Niederlande. Ziel des slowakischen Landwirtschaftsministeriums ist es, bis 2009 eine Bio-Fläche von 120.000 Hektar oder fünf Prozent Flächenanteil zu erreichen.

In Tschechien bewirtschaften 912 Bio-Betriebe 6,45 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Trotz hoher Bio-Anteile kann die Nachfrage nicht mit einheimischen Bio-Produkten gedeckt werden. Die Zahl der Hersteller und Weiterverarbeiter ist noch zu gering.

Bio-Wachstum rund ums Mittelmeer hält an

Frankreichs Bio-Fläche vergrößerte sich zwischen 2001 und 2006 um 31 Prozent auf 500.000 Hektar. Sie beträgt zwei Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Der Bio-Umsatz wird von der französischen Unternehmensberatung Ecozept in Montpellier auf zwei Milliarden EUR geschätzt.

Die Bio-Anbaufläche in Spanien wurde 2006 um 15 Prozent auf 926.360 Hektar ausgedehnt. Neben Andalusien, dem Hauptmotor für das Bio-Wachstum in Spanien, sind Aragon, Extremadura und Katalonien weitere wichtige Bio-Anbauregionen. Von den rund 19.200 spanischen Bio-Betrieben sind 17.200 Erzeuger. Knapp 2.000 Firmen beschäftigen sich mit der Weiterverarbeitung und dem Handel von Bio-Produkten. Die Zahl der Bio-Unternehmen stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent. Die Anzahl von Bio-Bauern, -Herstellern und -Händlern in Italien hat sich nach Angaben des italienischen Wirtschaftsinstituts Nomisma im Jahr 2006 auf 44.733 von zuvor 40.965 deutlich erhöht. Der Umsatz beträgt dabei 2,6 Milliarden EUR.

Doch auch ein Blick über die Alpen lohnt: Im vergangenen Jahr wuchs der Bio-Markt in Österreich um 35 Prozent und erreichte Ende 2006 rund 200 Millionen EUR. Das entspricht nach Angaben der österreichischen Marketingorganisation RollAMA 5 Prozent des Umsatzes im LEH. Zu den beliebtesten Bio-Produkten der Österreicher gehört die Milch. Jeder siebte Liter kommt von einem Bio-Hof. Der Anteil der Discounter am Bio-Markt nimmt auch in Österreich kontinuierlich zu und liegt bei 27 Prozent.

40 Prozent Plus bei der Bio-Umstellungsfläche in Großbritannien

Der Umsatz mit Bio-Produkten betrug in Großbritannien 2006 rund 2,9 Milliarden EUR. Das entspricht einer Steigerung um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den vergangenen zehn Jahren lag die durchschnittliche Wachstumsrate bei 27 Prozent. Im Januar 2007 wurden 613.470 Hektar biologisch bewirtschaftet, 3,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die Umstellungsfläche nahm 2006 um 40 Prozent zu (Quelle: Organic Market Report 2007, Soil Association, Großbritannien).

USA: Größter Bio-Markt weltweit mit 21 Prozent Zuwachs

Zunehmend mehr konventionelle Supermärkte steigen in den amerikanischen Bio-Markt ein und bieten ihren Kunden ein begrenztes Bio-Sortiment. Neu-Einsteiger sind beispielsweise Bigg?´s in Cincinnati mit zwölf und Hannaford mit 159 Supermärkten im Nordosten der USA. 2006 wurden in den USA Bio-Produkte im Wert von rund 17 Milliarden US-Dollar abgesetzt. Das entspricht einem Anteil am Gesamtlebensmittelmarkt von drei Prozent. Nach Angaben der US-Amerikanischen Organic Trade Association (OTA) wuchs der Bio-Markt 2006 in den USA um 21 Prozent.

Lifestyle of Health and Sustainability unterstützt Lust auf mehr Bio

Gesundheit und Nachhaltigkeit sind Eckpfeiler des gleichnamigen Lifestyle-Trends. Zukunftsforscher sind sich einig: Gesundes Genießen boomt nachhaltig. Kaum ein Thema ist enger mit Genuss und Werte-Renaissance verbunden wie das Essen. Zudem ist Bio eng verknüpft mit aktuellen Fragen der sozialen, ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit. Die Spitze des Bio-Lebensmittel-Hypes ist noch nicht erreicht und der Bio-Markt birgt nach wie vor viel internationales Wachstums-Potential (BioFach).