Mittwoch, 17. Juli 2024
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Risikowahrnehmung: VDM über Fakten gegen die Furcht

Bonn. (vdm) Die Risikowahrnehmung war neben dem Reizthema Agro-Energie ein zentrales Thema während der Mitgliederversammlung des Verbands Deutscher Mühlen (VDM) in Bamberg. Nach der soeben veröffentlichten Nationalen Verzehrsstudie II fürchten gut drei Viertel der Befragten (77,6 Prozent) Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln. Dabei belegen die Ergebnisse der Brotgetreideprüfung des staatlichen «Instituts für Sicherheit und Qualität bei Getreide» das Gegenteil: Bei den jährlich rund 3.000 Proben gab es nie Beanstandungen. Das Institut testet auf mehr als 250 Wirkstoffe und die technische Analytik verbessert sich ständig. Woher die irrationalen Ängste rühren, erklärte Prof. Heinrich Oberreuter, Politikwissenschaftler an der Universität Passau, den 130 Müllern während ihrer Mitgliederversammlung.

«Deutsches Mehl ist unbedenklich», verdeutlichte der VDM-Vorstandsvorsitzende Hans-Christoph Erling. «Die Mühlenwirtschaft sorgt mit modernsten Herstellungsverfahren und ausgeklügelten Reinigungsprozessen dafür, dass Verbraucher Mahlprodukte, daraus hergestellte Backwaren und andere Lebensmittel wie Suppen, Soßen oder Fertiggerichte sorgenfrei genießen können». Ein weiterer Garant für die Lebensmittelsicherheit von Mehl ist das Europäische Getreide-Monitoring, in dessen Rahmen die Agrarwirtschaft kontinuierlich Getreide auf mögliche Verunreinigungen wie Pflanzenschutzmittel und andere Schadstoffe prüft. Auch Belastungen durch Schwermetalle sind bei deutschem Mehl schon lange kein Thema mehr. Mahlgut-Reinigung bis hin zu Kontrollen in den angeschlossenen Laboren und Versuchsbäckereien verbesserten sich ständig.

BSE + Co.: Emotion geht vor Information

Die Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe trifft auf zunehmend verunsicherte Verbraucher. Politikwissenschaftler Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Oberreuter machte dafür in seinem Vortrag vor allem Stimmungen und Irrationalitäten verantwortlich, die zu einer verzerrten Wahrnehmung führten: «Die Furcht der Verbraucher vor Risiken erklärt sich oft nicht durch Fakten, sondern durch Emotionen, die durch Medienberichte ausgelöst werden». Oft würden Vermutungen und wissenschaftlich nicht belegte Zusammenhänge verbreitet. Die dadurch hervorgerufene Verunsicherung lasse sich durch rationale Informationen kaum mehr aus der Welt schaffen.

Getreide: Lieber essen als tanken!

Dass sich die Getreidepreise binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt haben, führt der VDM unter anderem auf die hohen Subventionen für Agro-Kraftstoff-Technologien zurück, die weder ökonomischen noch ökologischen Nutzen bringen. Weitere Gründe für den Preisanstieg sind die wachsende Weltbevölkerung, sich wandelnde Ernährungsgewohnheiten in den Schwellenländern und niedrige Erntemengen.

Vom Feld auf den Teller: Die 630 mittelständisch geprägten Mühlen in Deutschland schaffen die Grundlage für eines der wichtigsten Nahrungsmittel hierzulande, dem Brot. Jährlich stellen sie aus rund 7,5 Millionen Tonnen Weizen und Roggen vielfältige Mahlerzeugnisse, auch Futtermittel, her. Die Mühlenbranche erwirtschaftet mit rund 6.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 2,3 Milliarden Euro. Hauptabnehmer der Mahlerzeugnisse ist das Backgewerbe. Wachsende Bedeutung kommt weiteren Branchen der Lebensmittelwirtschaft zu, die Mehl etwa in Soßen, Suppen, Süßwaren, Fertiggerichten oder Babynahrung verarbeiten. Der VDM mit Sitz in Bonn vertritt als unabhängiger Wirtschaftsverband die Interessen der Getreidemühlen.