Bonn. (aid) «Die meisten Verbraucher haben keine Probleme damit, aus einer Auswahl von Lebensmitteln das Gesündeste zu identifizieren, wenn das Produkt ein Signposting-Label auf der Vorderseite trägt», sagt Professor Klaus Grunert von der Universität Aarhus in Dänemark. Welches Modell oder Format das Label hat, spielt dabei offenbar keine große Rolle, stellte Grunert fest. Er ist Leiter einer paneuropäischen Studie, die von der Organisation EUFIC in Auftrag gegeben wurde. Dafür befragte er insgesamt 17.300 Personen aus Ungarn, Polen, Schweden, Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich.
In Deutschland achtet demnach gut ein Viertel der Verbraucher auf die Lebensmittelkennzeichnung, schreibt der «aid infodienst». Dafür benötigen sie im Durchschnitt 30 Sekunden. Von den Personen, die auf das Etikett schauen, nutzen 45 Prozent die Nährwerttabelle und 35 Prozent die GDA (Guideline Daily Amounts). Die meisten verstehen diese Angaben. Je höher das Ernährungswissen, desto eher werden die Angaben wahrgenommen und verstanden. Grundsätzlich ist das Ernährungswissen in Deutschland gut. Bei der Bewertung von Fett, Fettsäuren und Vollkornprodukten haben die Verbraucher keine Probleme. Anders beim Energiegehalt: Hier werden die Kalorienmengen eher zu hoch eingeschätzt und der Kalorienbedarf und -verbrauch zu niedrig.
Kennzeichnungen mit Farbcodierungen wie das Ampel-Symbol sind in Europa ebenfalls bekannt, führen aber mitunter zu Fehlinterpretationen. So waren 73 Prozent der Befragten im Vereinigten Königreich überzeugt, eine Kennzeichnung mit der Farbe Rot bedeute, dass sie das Produkt überhaupt nicht essen sollten. Das Kennzeichnungssystem mit dem größten Bekanntheitsgrad war das Schlüsselloch-Symbol, das in Schweden besonders gesunde Produkte kennzeichnet. Generell wird in Europa vor allem bei Frühstücksprodukten, Jogurt und Fertigmahlzeiten auf Nährwertangaben geachtet. Der Geschmack allerdings ist, noch vor dem Preis und dem Gesundheitswert, immer noch das wichtigste Entscheidungskriterium beim Einkauf.
Grunerts persönliches Fazit lautet: «Vielleicht ist es ein Missverständnis, wenn man sich in der Kennzeichnungsdebatte hauptsächlich darauf konzentriert, welche Labels am besten verstanden und von den Verbrauchern ‘gewollt’ werden. Man sollte lieber darüber nachdenken, welche Labels am besten zur gesunden Wahl motivieren, und mit welchen anderen Maßnahmen man den Gebrauch von Ernährungsinformationen fördern kann» (Quelle).
Info: «Food labels – Who reads them? Do they understand them?» | EUFIC
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