Brüssel / BE. (wib) «Tauziehen: Nährwertprofile zunächst ausgebremst» hieß es letzte Woche an dieser Stelle. Was sich andeutete, wird nun konkret: Die EU-Kommission hat im Streit um eine Kennzeichnungspflicht von Salz in Brot einen Rückzieher gemacht. «Traditionelles Brot» würde von der Regel über Nährwertangaben ausgenommen, heißt es in einem Rundbrief von Kommissionspräsident José Manuel Barroso an Europaparlamentarier, der schnell den Weg in die einschlägigen Medien fand. Allerdings ist nicht sicher, was «traditionelles Brot» per EU-Definition genau ist. Zumindest sagt der Rundbrief, dass «Grundnahrungsmittel» von den Nährwertprofilen ausgenommen sein sollen, in denen die Kommission Höchstmengen an Salz, Fett und Zucker festlegt. Sie könnten danach weiter als gesund beworben werden, ohne dass etwa ein Bäcker die einschränkende Angabe «Enthält viel Salz» hinzufügen muss. Barroso reagierte mit seinem Einlenken auf die deutliche Kritik in den letzten Wochen. Besonders das deutsche Bäckerhandwerk sowie Abgeordnete des Europaparlaments hatten sich gegen die Regelung gewandt. Unklar ist noch die Definition für «traditionelles Brot». Aus der federführenden Generaldirektion Gesundheit der EU-Kommission verlautet jetzt, dass nur Brote mit mindestens drei Prozent Ballaststoffen darunter fallen sollten – was wiederum ein herausragendes Zeugnis für den Fachverstand der Brüsseler Bürokratie wäre: «Das wird in ganz Europa von sämtlichen Weizenmehlgebäcken nicht erfüllt», sagt Eberhard Groebel, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks und Generalsekretär des Europäischen Verbands der nationalen Bäckerei- und Konditorei-Verbände (CEBP). So fielen zwar viele deutsche Vollkornbrote unter die Ausnahme, nicht aber Weißmehlbrötchen oder Brezeln, sagte Groebel vor einem Gespräch mit Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou (kurz vor Redaktionsschluss dieser WebBaecker-Ausgabe) in Brüssel.
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