Samstag, 9. November 2024
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EHI Institut: Täglich 100.000 unentdeckte Ladendiebstähle

Köln. (ehi) Ladendiebstahl beschäftigt den Einzelhandel schon so lange, wie es ihn gibt. Besonders der organisierte und gewerbsmäßige Ladendiebstahl hat dem Einzelhandel in den letzten Jahren zum Teil schmerzliche Verluste beschert. Im Jahr 2023 ist das ohnehin hohe Niveau in Deutschland noch einmal um 15 Prozent gestiegen. «Die Zunahme der Diebstähle im Jahr 2022 stellte noch eine Rückkehr zur «Normalität» der Vor-Corona-Zeit dar. Nun ist aber ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt und besondere Aufmerksamkeit erfordert», erklärt Frank Horst, Studienautor und langjähriger Spezialist für Inventurdifferenzen beim EHI Retail Institute.

20240702-EHI-INVENTURDIFFERENZEN-01(Grafiken: EHI Retail Institute – Köln 2024)

Volkswirtschaftlicher Schaden

Die Inventurdifferenzen(*) insgesamt sind um fast fünf Prozent gestiegen und liegen aktuell bei 4,8 Milliarden Euro. Der darin enthaltene Anteil der Verluste durch Diebstahl von Kundschaft, Mitarbeitenden, Lieferanten und Servicepersonal beläuft sich auf insgesamt 4,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem volkswirtschaftlichen Schaden durch entgangene Umsatzsteuer von rund 560 Millionen Euro allein durch Straftaten unehrlicher Kundschaft. 700 Millionen entfallen auf organisatorische Mängel wie zum Beispiel eine falsche Preisauszeichnung sowie Erfassungs- und Bewertungsfehler.

Anteile der Inventurdifferenzen

Von den 4,1 Milliarden Euro an Ladendiebstählen sind 2,82 Milliarden Euro der Kundschaft anzulasten, 910 Millionen Euro den eigenen Angestellten und 370 Millionen Euro dem Personal von Lieferanten und Servicefirmen. Statistisch gesehen entfällt damit auf jeden Bundesbürger jährlich ein Warenwert von rund 34 Euro, der nicht bezahlt wird. Anders herum passiert jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse.

20240702-EHI-INVENTURDIFFERENZEN-02(Grafiken: EHI Retail Institute – Köln 2024)

Anstieg des Ladendiebstahls

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind Ladendiebstähle um 23,6 Prozent auf 426.096 Fälle (Vorjahr 344.669) gestiegen. Sowohl der einfache als auch der schwere Ladendiebstahl(**) haben zugenommen. Letzterer erreichte mit 27.452 angezeigten Fällen einen Höchststand. Doch wird längst nicht jeder Ladendiebstahl angezeigt. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten Warenschwund im Handel ergibt sich, dass jährlich etwa 24 Millionen Straftaten im Wert von je 117 Euro unentdeckt bleiben, was rund 100.000 Ladendiebstählen je Verkaufstag entspricht.

Branchenvergleich

Während im Lebensmitteleinzelhandel, bei Drogeriemärkten und im Bekleidungshandel die prozentualen Inventurdifferenzen gestiegen sind, konnten die Baumärkte ihr Niveau halten und alle anderen Branchen die Inventurdifferenzen sogar überwiegend reduzieren.


Definitionen

[*]  Inventurdifferenzen: umfassen Diebstähle durch Kundschaft, Mitarbeitende, Lieferanten oder Servicepersonal sowie organisatorische Mängel
[**] Schwerer Ladendiebstahl: Schwerer Diebstahl liegt zum Beispiel dann vor, wenn das Diebesgut durch ein verschlossenes Behältnis wie eine Vitrine oder eine andere Schutzvorrichtung, zum Beispiel eine Warensicherung, gegen Wegnahme besonders gesichert und nicht von geringem Wert ist. Oftmals auch Bandendiebstähle.

 

Datenbasis: An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich 84 Unternehmen oder/und Vertriebsschienen mit insgesamt 17.426 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von rund 82,8 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die durchschnittliche Verkaufsfläche der beteiligten Geschäfte beträgt 1.190 Quadratmeter.