Mittwoch, 27. November 2024
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Superfood Nutzhanf: anspruchslos, vielseitig, gesund

Bonn. (ble) Mit einer Fläche von 7.116 Hektar – einem Plus von 1.282 Hektar im Vergleich zum Vorjahr – verzeichnet der Nutzhanfanbau 2024 ein neues Rekordhoch. Damit ist der bisherige Höchstwert aus 2022 um 2,5 Prozent überschritten. Die Anzahl der Betriebe sinkt hingegen auf 623 (- 40 Betriebe im Vergleich zu 2023). Dies zeigen die Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Damit baut jeder der 623 Betriebe durchschnittlich mehr als elf Hektar Nutzhanf in Deutschland an. Die größten Anbauflächen pro Betrieb liegen in Brandenburg (38 Hektar), Sachsen-Anhalt (32 Hektar) und Thüringen (22 Hektar). Flächen in Hektar (ha) und Zahl der Hanf-Anbaubetriebe 2024 nach Bundesländern:

Bundesland Hektar Betriebe
Baden-Württemberg 299 68
Bayern 576 122
Berlin 1 1
Brandenburg 1.477 39
Bremen 0 0
Hamburg 0 0
Hessen 200 33
Mecklenburg-Vorpommern 257 15
Niedersachsen 1.771 167
Nordrhein-Westfalen 431 70
Rheinland-Pfalz 69 14
Saarland 1 1
Sachsen 345 22
Sachsen-Anhalt 1.046 33
Schleswig-Holstein 101 13
Thüringen 542 25
Summe 7.116 623

Anbaufläche stieg zuletzt deutlich

Seit 1996 dürfen zugelassene Nutzhanfsorten wieder angebaut werden, allerdings nur von landwirtschaftlichen Betrieben und nur dann, wenn der Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC), dem in den Blüten enthaltenen psychoaktiven Wirkstoff, nicht über 0,3 Prozent liegt. 2012 hatte der Nutzhanfanbau in Deutschland mit 424 Hektar seinen Tiefpunkt erreicht. Grund dafür war der Wegfall der EU-Verarbeitungsbeihilfe. Doch das vielseitige Potenzial der Pflanze ermutigte zum Anbau in den Folgejahren, sodass die Fläche seitdem um das fast 17-fache anwuchs. Nutzhanf ist im Anbau relativ anspruchslos und gleichzeitig sehr vielseitig einsetzbar, zum Beispiel als Rohstoff für Textilien, Papier, Dämmstoffe, aber auch für Lebensmittel oder medizinische Produkte.

20241007-BLE-NUTZHANF
(Grafik: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung)

BLE nur für Nutzhanf zuständig

Die BLE ist ausschließlich dafür zuständig, die Einhaltung der zulässigen THC-Gehalte der angebauten Nutzhanfsorten zu kontrollieren. Jeder Betrieb, der Nutzhanf anbaut, muss diesen bei der BLE und beim zuständigen Bundesland anmelden. Mussten früher alle Betriebe den Blühbeginn an die BLE melden, ist dies ab 2024 nur noch nach Aufforderung nötig. Der BLE-Prüfdienst nimmt dann Proben vor Ort, um den THC-Gehalt zu bestimmen. Mit der Ernte des Nutzhanfs darf indes erst begonnen werden, wenn die BLE diese freigibt. Weitere Hinweise siehe «Anbau von Nutzhanf» (BLE) und «Potenzial von Nutzhanf» (BZL).

Anspruchslos in der Landwirtschaft und idealer Rohstoff für viele Bereiche

Grundsätzlich ist der Anbau an fast allen Standorten in Deutschland möglich, denn die Pflanze stellt keine hohen Ansprüche an den Boden und hat einen relativ geringen Wasserbedarf. Zudem produziert die Pflanze sehr viel Biomasse und hinterlässt dadurch einen weitgehend unkrautfreien Acker. Nennenswerte Krankheiten oder Schädlinge gibt es derzeit nicht, sodass der Aufwand für den Pflanzenschutz gering ist. Das macht die Kultur auch für den Ökolandbau attraktiv. Selbst auf eher kargen Flächen.

Ein «Superfood» in der Lebensmittelwirtschaft – auch für die Bäckerei

Die flächenmäßige Ausdehnung des Anbaus von Nutzhanf in den letzten Jahren beruht auf den vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten fast aller Pflanzenteile. Aus Hanfsaat lässt sich zum Beispiel Hanföl herstellen, das für die menschliche Ernährung geeignet ist, aber auch als Bestandteil hautschonender Kosmetika oder für medizinische Zwecke. Zudem gilt Hanf als «Superfood», weil die Körner reich an Proteinen, Vitaminen und ungesättigten Fettsäuern sind. Deshalb wird Hanf aus heimischem Anbau heute zum Beispiel auch als willkommene Ergänzung in Brot, Müsli, Schokolade und Aufstrichen verwendet (Foto: NickyPe).