Mittwoch, 17. Juli 2024
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GfK-Kaufkraftstudie: «Im Osten viel Neues»

Nürnberg. (gfk) In verschiedenen Regionen Zentral- und Osteuropas sind die Menschen inzwischen wohlhabender als ihre westeuropäischen Nachbarn. So verfügen die Einwohner Budapests über mehr Geld für den Konsum als die Bewohner von Freienbessingen in Thüringen. Auch ist die Kaufkraft in den Hauptstädten des Baltikums höher als in der finanzschwächsten Gemeinde Italiens. Im Gesamtvergleich der Länder liegen die neuen EU-Mitglieder aber noch immer hinten. Dieses sind Ergebnisse der Studie «GfK Kaufkraft Europa 2007/2008».

Nach den Befunden der GfK-Erhebung stehen den europäischen Verbrauchern für das Jahr 2007 aus dem Haushalts-Nettoeinkommen rund acht Billionen Euro für Konsumausgaben zur Verfügung. Dies entspricht einer Kaufkraft beziehungsweise einem verfügbaren Einkommen von rund 11.998 Euro je Einwohner im Durchschnitt der 40 Studienländer. Staatliche Leistungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Renten sind hier inbegriffen.

Mit einer Kaufkraft von 27.521 Euro in der Schweiz und Lichtenstein sowie 27.395 Euro in Luxemburg sind diese drei Länder weiterhin Europas Wohlstandsoasen. Deutschland liegt mit 18.055 Euro verfügbarem Jahreseinkommen hinter Österreich und Frankreich auf Platz 10. Die niedrigste Kaufkraft haben mit durchschnittlich 685 Euro im Jahr die Bürger Moldawiens – dies entspricht gerade mal einem Vierzigstel der Schweizer Kaufkraft.

Kaufkraft 2007 in Euro je Einwohner und Jahr

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Grüne Insel im Aufwind

Irland ist das derzeit wachstumsstärkste westeuropäische Land. Im Vergleich zu 2003 stieg die Kaufkraft je Einwohner um rund 30 Prozent. In Deutschland hingegen stieg sie seitdem nur so viel wie in Irland allein seit letztem Jahr, nämlich um rund neun Prozent. Die grüne Insel ist im Vorjahresvergleich von Platz 6 auf Platz 4 in der Kaufkraftrangliste gestiegen und verzeichnet ein Pro-Kopf-Einkommen von 22.207 Euro. Im Stadtgebiet von Dublin, dem Bezirk «Dublin County Borough», verfügt jeder der 506.211 Einwohner über durchschnittlich 23.680 Euro im Jahr. Im Vergleich haben die Hamburger mit 19.225 Euro pro Kopf fast ein Viertel weniger und der Durchschnitts-Berliner mit 16.508 Euro sogar über 40 Prozent weniger Kaufkraft. Auch Stuttgart mit 20.499 Euro und Düsseldorf mit 21.755 Euro pro Kopf liegen deutlich hinter Dublin. Allerdings können die Münchner mit 24.674 Euro je Einwohner die irische Hauptstadt an Kaufkraft noch übertreffen.

Zentral- und Osteuropa holt auf

Die Kaufkraft Lettlands hat sich um vier Positionen auf Rang 25 der Einkommenstabelle verbessert. Ebenfalls in der Rangfolge nach oben geklettert sind die baltischen Nachbarn Estland und Litauen sowie Serbien-Montenegro.

Auf den letzten Rängen des Kaufkraftrankings hat sich zwar an der Reihenfolge nichts verändert, die Kaufkraftwerte je Einwohner entwickeln sich aber auch in den einkommensschwachen Ländern deutlich positiv. Zum Beispiel ist in der Ukraine die Kaufkraft um rund 26 Prozent gewachsen – das ist mehr als in jedem anderen Land. Jeder Einwohner verfügt im Jahr 2007 über rund 300 Euro mehr als noch 2006. Slowenien, das wohlhabendste der im Jahr 2004 zur EU gestoßenen Länder, verzeichnet ein Kaufkraftniveau, das mittlerweile nicht mal mehr 1.000 Euro niedriger ist als das von Portugal mit 9.674 Euro Jahreseinkommen.

Umkehrung des Ost-West-Gefälles

Die Bewohner aller 23 Gemeinden der Stadt Budapest in Ungarn verfügen über mehr Geld als beispielsweise die Bewohner der Gemeinde Freienbessingen in Thüringen. Auch die Einwohner der Hauptstadt Litauens können auf 500 Euro mehr im Jahr zurückgreifen als die Freienbessinger. In Ungarn verfügen die Bewohner der Stadt Heviz, der reichsten Gemeinde am Plattensee, über eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 7.762 Euro, die über 40 Prozent über dem Landesdurchschnitt liegt und somit deutlich höher ist als die in ärmeren Gemeinden Frankreichs, wie etwa im dritten Bezirk von Marseille.

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Auch in den baltischen Hauptstädten liegt die Kaufkraft der Bewohner über dem Landesdurchschnitt: In Vilnius in Litauen sind es fast 30 Prozent und in Riga in Lettland rund 25 Prozent. Dort steht den Menschen demnach mehr Geld zur Verfügung als den Bewohnern Agerolas, der kaufkraftschwächsten Gemeinde Italiens, in der die Kaufkraft beinahe zwei Drittel geringer ist als der Landesdurchschnitt.

Starke Kontraste liegen oft nah beieinander

Zwischen den verschiedenen Gemeinden der Länder Zentral- und Osteuropas gibt es ebenfalls große Einkommensgefälle. So verfügen die Einwohner von Bratislava, der reichsten Gemeinde der Slowakei, über fast doppelt so viel Geld wie die Einwohner Bukarests, der reichsten Gemeinde Rumäniens.

Sogar innerhalb eines Landes gibt es starke Kontraste: So stehen in Großbritannien den Einwohnern des reichsten Londoner Distrikts im Schnitt 10.000 Euro mehr zur Verfügung als denen des zweitreichsten. Es handelt sich dabei um zwei fast benachbarte Bezirke. Während die «City of London» für seine 9.200 Einwohner eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 48.456 Euro verzeichnet, verfügen die 196.200 Bewohner von «Kensington and Chelsea» über «nur» 38.426 Euro im Jahr.

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Zur Studie

Die Studie GfK Kaufkraft Europa wird jährlich flächendeckend für 40 europäische Länder berechnet, bis zur Ebene der Gemeinden und Postleitzahlen. Die ermittelte Kaufkraft ist das Netto-Jahreseinkommen inklusive staatlicher Transferleistungen. Die Studie 2007/2008 ist ab Ende November auf neuestem Daten- und Gebietsstand verfügbar. Die GfK Kaufkraft Europa wird zur internationalen Vertriebs- und Expansionsplanung, Filialnetzoptimierung oder dem Controlling eingesetzt (Quelle).