Mittwoch, 17. Juli 2024
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Expansion: Deutsche Ernährungsindustrie wächst im Ausland

Köln. (bfai) Die deutsche Ernährungsindustrie erzielt fast ein Viertel ihrer Umsätze im Ausland. Die lange Jahre schwache Nachfrage im Inland und der harte Preiswettbewerb hierzulande haben viele mittelständische Unternehmen dazu bewogen, das Exportgeschäft aufzubauen. Besonders erfolgreich auf den Auslandsmärkten sind Fleisch- und Fleischwaren, Molkereiprodukte, Süßwaren und Dauerbackwaren sowie alkoholische Getränke.

Die deutsche Ernährungsindustrie wächst. Allein im ersten Halbjahr 2007 konnte sie ihren Umsatz auf 70,9 Milliarden Euro steigern. Das entspricht nominal einem Plus von 5,2 Prozent und real einem Anstieg von 2,8 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Wachstumsmotor ist auch in diesem Jahr wieder der Export. Im Ausland wurden im Berichtszeitraum Lebensmittel und Getränke im Wert von 16,3 Milliarden Euro verkauft. Mit einer nominalen Steigerung von 13,2 Prozent legte der Export stärker als der deutsche Markt zu. Allerdings zogen auch die Ausfuhrpreise (plus 6,8 Prozent) deutlich stärker als die Preise im Inland an. Im Jahr 2006 betrug der Exportumsatz der Branche 32,1 Milliarden Euro, er übertraf damit erstmals deutlich die 30 Milliarden-Euro-Marke.

Diese Zahlen hatte die Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) anlässlich der Anuga in Köln bekannt gegeben. Die weltweit größte Messe für die internationale Ernährungswirtschaft fand vom 13. bis 17. Oktober statt. Insgesamt stellten dort 6.607 Aussteller aus 95 Nationen aus. Die Beteiligung von Anbietern aus dem Ausland lag bei 83 Prozent.

Der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Lebensmittel ist der Europäische Binnenmarkt, der rund 80 Prozent der Exporte aufnimmt. Zu den größten Abnehmern zählen die Niederlande, Italien, Frankreich, Österreich und Belgien, auf die zusammen 60 Prozent der Exporte entfallen. Die zwölf neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten kauften 2006 Produkte im Wert von drei Milliarden Euro. Außerhalb der EU rangieren Russland und Nordamerika mit jeweils 1,1 Milliarden Euro auf den vordersten Plätzen. Nach Asien wurden 2006 Lebensmittel im Wert von 1,3 Milliarden Euro verkauft. «Die Exporte in diese dynamische Region sind ausbaufähig», ist die Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie überzeugt. Dem trägt auch die Tatsache Rechnung, dass Thailand in diesem Jahr zum ersten Partnerland der Anuga ausgewählt worden ist.

Insgesamt erzielt die deutsche Ernährungsindustrie rund ein Viertel ihrer Umsätze im Ausland. Besonders gefragt waren dort im Jahr 2006 Molkereiprodukte (5,3 Milliarden Euro), Fleisch- und Fleischwaren (5,1 Milliarden Euro) sowie Obst- und Gemüseprodukte (1,5 Milliarden Euro). Auch alkoholische Getränke (2,3 Milliarden Euro) sowie Backwaren und Getreideerzeugnisse (2,9 Milliarden Euro) verzeichneten hohe Auslandsumsätze. Die deutschen Unternehmen des Lebensmittelhandels haben durch Konzentration und internationale Expansion eine internationale Spitzenposition erreicht. Von den weltweiten Top-20 Unternehmen der Branche haben fünf ihren Sitz in Deutschland (Schwarz, Metro, Rewe, Aldi und Edeka).

Interessante Handelsperspektiven für die europäische Nahrungsmittelindustrie eröffnen Schwellenländer, heißt es beim europäischen Verband der Lebensmittelindustrie CIAA. Von 2000 bis 2005 habe sich hier eine große Wachstumsdynamik entfaltet, so seien zum Beispiel die EU-Exporte der Branche nach Südkorea von 2000 bis 2005 um 27Prozent auf knapp eine Milliarde Euro geklettert. Im Ranking der Zielländer für EU-Lebensmittel- und Getränkeexporte liegt das ostasiatische Land inzwischen auf Platz neun.

Noch beeindruckender sei das Tempo, das Länder wie die VR China und die Ukraine vorlegten. Von 2002 bis 2005 erreichte die Ausfuhr von EU-Produkten in das Reich der Mitte eine Steigerungsrate von 72 Prozent, im gleichen Zeitraum stieg der Export in die Ukraine um 62 Prozent. Die europäische Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 800 Milliarden Euro, sie beschäftigt 32,8 Millionen Mitarbeiter und ihr Exportvolumen liegt bei 48 Milliarden Euro.

Auf der Suche nach weltweiten Trends in der Branche kommt das Marktforschungsunternehmen AC Nielsen GmbH in seiner Studie «What?´s hot around the globe» zu dem Ergebnis, dass gesunde Ernährung, Frische und Convenience zu den Schlüsselbegriffen der Ernährungsgewohnheiten zählen. Der Studie zufolge erreichen neun Produktkategorien, die mit diesen Argumenten vermarktet werden, weltweit zweistellige Wachstumsraten. Internationaler Spitzenreiter sei der Trinkjoghurt, mit einem Plus von 18 Prozent von Mitte 2005 bis Mitte 2006. Das Erfolgsrezept: guter Geschmack, Gesundheitsaspekte, praktische Verpackung und die Tatsache, dass das Getränk überall hin mitzunehmen ist.

Auch «health sells» in der ganzen Welt. Das Geschäft mit gesundheitsfördernden Lebensmitteln boomt, berichtet das Frauenhofer-Institut. Es taxiert den weltweiten Jahresumsatz mit Functional Food auf derzeit rund 20 Milliarden Euro. Bis 2010 rechnen die Fachleute mit einem Wachstum auf bis zu 100 Milliarden Euro per Anno. Laut Nielsen achten mehr als 30 Prozent der Konsumenten beim Einkauf auf einen gesundheitsfördernden Zusatznutzen der Produkte. Bereits jetzt ist der erste Trinkjoghurt auf den Markt gekommen, der Verbrauchern zwar nicht den Appetit verdirbt, ihnen aber helfen soll, weniger zu essen. Der Drink enthält statt Milchfetten eine spezielle Emulsion aus pflanzlichen Fetten, für deren Verdauung der Körper relativ lange braucht. Der Appetit wird so für mehrerer Stunden gezügelt. Einen Kosmetik-Joghurt haben die Franzosen auf den Markt gebracht: Mit Zutaten wie Borretschöl, Grüntee-Extrakt und Vitamin E soll er der Gesundheit der Haut dienen.

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