Donnerstag, 18. Juli 2024
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FEI: Gemeinsam forschen gegen das Übergewicht

Bonn. (fei) Die Deutschen werden immer dicker. Dies ist zunehmend ein gesellschaftspolitisches Problem mit hohen Folgekosten. Neben mangelnder Bewegung ist der übermäßige Verzehr von energie- und fettreichen Lebensmitteln eine bekannte Ursache von Übergewicht und Fettleibigkeit.

Welche Inhaltsstoffe bei fetthaltigen Produkten unser Sättigungsgefühl steuern, welche Moleküle für die Fettwahrnehmung verantwortlich sind und wie sie sich simulieren lassen, ist bislang unbekannt. Ziel eines vom Forschungskreis der Ernährungsindustrie e.V. (FEI) koordinierten Clusterprojekts ist es, diese und weitere Fragen rund um dieses Thema zu beantworten. «Fettwahrnehmung und Sättigungsregulation: Ansatz zur Entwicklung fettreduzierter Lebensmittel» ist der Titel des Clusterprojekts, das insgesamt acht Teilprojekte umfasst. Vier dieser Teilprojekte werden vom Bundeswirtschaftsministerium via AiF gefördert und berücksichtigen Fragestellungen aus der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF). Vier weitere Teilprojekte mit grundlagenorientiertem Forschungsansatz werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Insgesamt werden in den kommenden drei Jahren Mittel in Höhe von über drei Millionen Euro bereitgestellt.

«Politik, Wissenschaft und Wirtschaft ziehen bei diesem Projekt gemeinsam an einem wichtigen Strang: Ohne den Input der Grundlagenforschung wird es auf dem Gebiet gesundheitsfördernder Lebensmittel keine Fortschritte geben. Gleichzeitig kann die Entwicklung derartiger Lebensmittel die mittelständisch geprägte Lebensmittelwirtschaft in Deutschland auch im globalen Wettbewerb stärken», sagt Dr. Joachim Schmitt, Leiter des Projektbegleitenden Ausschusses und Produktentwickler bei Lorenz Snack World in Neu-Isenburg.

Das Kick-off-Meeting zu dem Cluster findet am 19. Mai in Bonn statt. Interessierte Unternehmen haben bis dahin die Möglichkeit, in den Projektausschuss einzusteigen. Entsprechende Anfragen können an den FEI in Bonn gerichtet werden.

Zum thematischen Hintergrund

Übergewicht ist ein Problem, das auch in Deutschland wortwörtlich an Gewicht zunimmt: Rund 68 Prozent der deutschen Männer sind übergewichtig, bei den Frauen sind es etwa 50 Prozent, die einen BMI (Body-Mass-Index; Kilogramm je Quadratmeter) von über 25 haben (Nationale Verzehrsstudie 2005 bis 2007). Jeder fünfte Bundesbürger gilt sogar als fettleibig mit einem BMI von über 30 – ein Wert, der mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Folgekrankheiten wie Diabetes und Fettstoffwechselkrankheiten führen kann.

Laut des Ernährungsberichts 2008 von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) lagen 2001 Schätzungen zufolge die direkten volkswirtschaftlichen Kosten des Übergewichts bei 530 Millionen Euro. Werden Begleiterkrankungen hinzugezogen, entstehen allein in Deutschland jährlich über fünf Milliarden Euro Kosten für die Folgen des Übergewichts.

Zum Clusterprojekt «Fettwahrnehmung und Sättigungsregulation»

Elf Wissenschaftlergruppen renommierter Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland – Lebensmittelchemiker, Mediziner, Ernährungswissenschaftler, Molekularbiologen und Technologen – forschen interdisziplinär in dem Clusterprojekt, das von Prof. Peter Schieberle vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie an der TU München federführend konzipiert wurde und koordiniert wird.

Ziel des Projekts ist es, einerseits den Einfluss von Fetten oder Fettbegleitstoffen auf die geruchliche, geschmackliche und mechano-sensorische Wahrnehmung fettreicher Lebensmittel auf molekularer und mikrostruktureller Ebene zu klären und andererseits Kenntnisse über Lipide und Lipoide und deren mikrostrukturelle Einbindung in Lebensmitteln zu erarbeiten, die an der postprandialen Regulation der Sättigung beteiligt sind. Auf Basis der Ergebnisse können innovative, gesundheitsfördernde Lebensmittel entwickelt werden. Neben milchverarbeitenden Unternehmen werden vor allem die Hersteller von diätetischen Lebensmitteln, Süßwaren und Fleischprodukten von den Ergebnissen profitieren. Weiterhin hat das Projekt große Bedeutung für Hersteller von Rohstoffen (Speiseöle) und Zusatzstoffen (Polysaccharide).