Mittwoch, 17. Juli 2024
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Getreidemarkt: Total veränderte Rahmenbedingungen

Bonn. (aid) Der Umbruch auf den Weltgetreidemärkten setzt sich fort. Auf den DLG-Unternehmertagen in Münster Anfang Januar stellte Jan Peters, Getreidemarktexperte und Analyst, fest, dass sich die aktuellen Rahmenbedingungen deutlich von denen der vergangenen Jahre unterscheiden. Die weltweite Nachfrage nach Getreide nehme stark zu. In Asien sei Getreide zunehmend als Lebensmittel gefragt, auf anderen Kontinenten werde Getreide vermehrt zur Bioenergieproduktion verwendet. Gleichzeitig seien die globalen Getreidelager so knapp wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Künftig werde die Bedeutung osteuropäischer Länder wie Russland, Kasachstan und der Ukraine als Lieferant von Getreide für die EU-Bioenergieproduktion steigen. Allein in Russland lägen Agrarflächen von rund 15 Millionen Hektar brach. «Was diesen Ländern noch fehlt, ist die entsprechende Infrastruktur und Logistik, um ihren Rohstoff selbst energetisch zu verwerten. Zudem haben sie günstigere Produktionskosten, sie setzen daher stark auf den Export», erläuterte Peters.

Die künftige Bedeutung von Palmöl als Grundlage der Energieproduktion machte Peters anhand einer kleinen Rechnung klar. Von einem Hektar Raps ließen sich rund 1 000 Liter Öl gewinnen, auf derselben Fläche könne aber die zehnfache Menge an Palmöl gewonnen werden. «Wenn wir auf nur zwölf Prozent der Agrarflächen Afrikas Palmöl erzeugen, so können wir auf diese Weise die gesamte Erdölproduktion substituieren», sagte der Experte. «Hieraus wird ersichtlich, welches Potenzial im Bereich der erneuerbaren Energien aus Biomasse steckt».

Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen auf den Weltgetreidemärkten unterstreicht Peters die Gefahr von Missernten. «Die Zeit der Getreideüberschüsse ist vorbei. Seit acht Jahren übersteigt der weltweite Getreideverbrauch die jährliche Produktion. Missernten können wir uns nicht mehr erlauben», warnte der Analyst. Zudem ist Peters der Überzeugung, dass sich die Landwirtschaft bis 2010 wohl endgültig von Flächenstilllegungen verabschieden werde (Quelle).