Dienstag, 16. Juli 2024
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Großbäcker: mahnen Betriebe wegen Kistenklau ab

Frankfurt / Main. (lzn) Großbäckereien spüren ihren Transportkisten hinterher und mahnen viele kleinere Bäckereien ab. Während Konzerne von Unterschlagung und Diebstahl sprechen, bestreiten Handwerksbetriebe jede Absicht und machen für das Vertauschen systembedingte Fehler verantwortlich, berichtet «LZ-Net». Der Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks in Duisburg habe ermittelt, dass fast ein Drittel seiner 1.400 Mitglieder bereits mit Forderungen von je rund 750 Euro konfrontiert worden sei, weil sich fremde Kisten in den Betrieben fanden. Die Zahl der Verfahren in ganz Deutschland schätzt der Verband auf 3.000 bis 5.000. Die Großbäckereien gingen mit einer konzertierten Aktion gegen den Kistenklau vor: Die Kamps AG beziffert ihren Verlust allein für 2006 auf 100.000 Kisten im Wert von einer Million Euro. Dazu komme der Schaden durch die Verwirrung von Verbrauchern, die fremdes Brot in Kamps-Kisten sähen. Die Kisten würden nicht nur harmlos vertauscht, heißt es bei Kamps. Ähnlich sieht man das nach LZ-Net-Angaben bei Harry Brot: Die fremden Kisten würden von den Bäckereien vielfach nicht irrtümlich sondern ganz bewusst genutzt. Große wie kleine Bäcker liefern ihre Ware in Kunststoffkisten aus, doch in der Regel sind nur die Kisten der großen Anbieter als deren Eigentum gekennzeichnet. Es sei kaum zu vermeiden, dass sich Kisten bei Kunden vermischten, sagt Walter Dohr vom Rheinischen Bäckerverband. Wer zehn Kisten geliefert habe, bekomme zehn zurück – wenn auch nicht unbedingt die eigenen. Dem Personal in Handel und Co. sei oft nicht bewusst, dass die Kisten einzelnen Firmen zugeordnet werden müssten, berichten Bäcker. Sie plädieren für ein besseres System, etwa die Einführung eines Pfandsystems. Sich juristisch gegen die Abmahnungen zu wehren, riskieren wegen der hohen Kosten und geringen Chancen nur wenige, denn formaljuristisch ist das Vorgehen der Großbäcker nicht zu beanstanden.