Espoo / FI. (eb) Das finnische Start-up-Unternehmen für Lebensmitteltechnologie Happy Plant Protein Oyj, eine Ausgründung des VTT Technical Research Centre of Finland Limited, hat 1,8 Millionen Euro an Pre-Seed-Finanzierung unter der Leitung von Nordic Foodtech VC erhalten, wobei Butterfly Ventures und Business Finland ebenfalls mit einem Zuschuss beteiligt sind. Das Unternehmen wird die Mittel für die Weiterentwicklung und Lizenzierung seiner patentierten Technologie verwenden.
Happy Plant Protein vermarktet ein Verfahren, mit dem hochwertige pflanzliche Proteinzutaten mit einem Proteingehalt von 70 bis 80 Prozent produziert werden können. Das Verfahren kann mit vorhandenen Maschinen und ohne zeitraubende regulatorische Hürden eingesetzt werden. Dies wiederum ermöglicht eine schnelle Entwicklung neuer Produkte und einen schnellen Markteintritt. Darüber hinaus können lokale Lebensmittelhersteller und -marken ihr pflanzliches Eiweiß selbst herstellen und sind nicht mehr auf lange Transportwege respektive Quellen im Ausland angewiesen.
Die aktuellen Methoden zur Herstellung von Pflanzenproteinisolaten entsprechen nicht den Anforderungen der Industrie oder der Verbraucher, da die Preise für die Materialien und die in den Lebensmittelgeschäften verkauften Endprodukte zu hoch sind. Allein die Errichtung einer Fabrik für Proteinisolate verschlingt 100 Millionen Euro. Die herkömmlichen Verfahren zur Herstellung von Isolaten verbrauchen außerdem große Mengen an Energie und Wasser. Um nur ein Kilogramm Proteinisolat zu produzieren, verbrauchen die bestehenden Produktionslinien 14 MJ an Energie. Das von Happy Plant Protein entwickelte Verfahren reduziert den Energiebedarf auf ein Siebtel des Isolatprozesses und senkt die erforderlichen Investitionen. Außerdem ist das Verfahren chemikalienfrei, verbraucht fast kein Wasser und erzeugt keinen Abfall.
«Es besteht ein Bedarf an kosteneffizienten, umweltverträglichen Methoden zur Herstellung hochwertiger Proteinzutaten. Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig die Lebensmittelherstellung nachhaltiger zu gestalten, müssen wir neue, effizientere Wege der Lebensmittelproduktion finden. Der Ansatz nutzt die Standardextrusion, um hochwertiges Pflanzenprotein aus Hülsenfrüchten wie Erbsen, Linsen und Getreide zu gewinnen. Die in diesem Verfahren hergestellten Proteinbestandteile können dann in viele pflanzliche Lebensmittelprodukte eingearbeitet werden», sagt Jari Karlsson, CEO und Mitbegründer von Happy Plant Protein.
Extrusionsanlagen, die die Grundlage der Happy Plant Protein-Technologie bilden, gibt es bereits weltweit mit mehr als 5.000 Extruderlinien, die in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden.
«Dies bietet vielfältige Möglichkeiten, die von uns entwickelte Technologie zu nutzen. Durch die Kombination bestehender Technologien mit dem Verfahren von Happy Plant Protein können die Investitions- und Betriebskosten für die Herstellung von Pflanzenprotein im Vergleich zu den derzeitigen Technologien um bis zu 90 Prozent gesenkt werden», ergänzt Karlsson.
Das Potenzial der Technologie geht über reine Kosteneinsparungen hinaus. Hochwertiges pflanzliches Eiweiß könnte vor Ort ohne große Investitionen hergestellt werden, was es sowohl für kleine lokale Mühlen und Lebensmittelhersteller als auch für große globale Lebensmittelmarken zugänglich macht.
«Anstatt sich auf Verarbeitungsanlagen in anderen Ländern oder in Übersee zu verlassen, könnten lokale Mühlen pflanzliches Eiweiß unabhängig produzieren und sogar den Wert bestimmter Pflanzen wie Erbsen oder Favabohnen steigern. Dieses Modell umgeht die traditionelle globale Lieferkette, ermöglicht die Verwendung lokaler Kulturen und verringert den mit der Lebensmittelproduktion und dem Transport verbundenen CO2-Fußabdruck. Indem Happy Plant Protein die Lizenz und das technische Know-how für die bestehenden Fabriken seiner Kunden anbietet, unterstützt es die Schaffung nachhaltiger Lebensmittelsysteme und bietet Landwirten und lokalen Lebensmittelverarbeitern wirtschaftliche Möglichkeiten», sagt Karlsson.
«Die Verbraucher sind begierig darauf, neue pflanzliche Lebensmittel auszuprobieren, doch die Produkte der ersten Generation haben die Erwartungen in Bezug auf Geschmack, Struktur, Preis und Gesundheitseigenschaften nicht erfüllt. Die meisten dieser Herausforderungen sind auf die derzeitige, sehr teure chemische Isolatproduktion zurückzuführen, die die eigentlichen Lebensmittelprodukte sehr teuer macht, Fehlaromen hervorhebt und ihre natürlichen nützlichen Nahrungsbestandteile, wie zum Beispiel Ballaststoffe, vermissen lässt. Da Happy Plant Protein seine Technologie weltweit lizenziert, werden den Verbrauchern natürlichere, gesündere und erschwinglichere Lebensmittel aus lokalen Zutaten zur Verfügung stehen», weiß Mika Kukkurainen von Nordic Foodtech VC.
Happy Plant Protein beabsichtigt, die Technologie an Lebensmittelhersteller weltweit zu lizenzieren.
«Happy Plant Protein ist die jüngste Ausgründung aus dem VTT, die zu einem nachhaltigeren und resilienten Lebensmittelsystem beiträgt. Die Technologie und das neue Unternehmen sind das Ergebnis der langjährigen Forschungsexzellenz des VTT im Bereich der pflanzlichen Proteininhaltsstoffe, was die Bedeutung anhaltender FEI-Investitionen unterstreicht», schließt Tiina Nakari-Setälä, Vizepräsidentin und Leiterin des VTT-Forschungsbereichs Biotechnologie und Lebensmittel (Foto: Happy Plant Protein Oy).
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