Mittwoch, 17. Juli 2024
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Roggen: in 2008/2009 wohl «reichlich» am Markt

Bonn. (zmp / eb) Vorbei sind die Zeiten, in denen die Agrarwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe nicht so recht wussten, wohin mit dem Roggen. Trotz aufwändiger Kampagnen war die Sorge um die Zukunft des Roggens in Deutschland in dem Maß gewachsen, wie der Verzehr roggenhaltiger Lebensmittel hierzulande stetig abnahm. Zugenommen hat er seither nicht, doch ist der Anbau von Roggen längst wieder ausgeweitet worden – Biogaserzeugung sei dank, was wir mit einem lachenden Auge fürs Land und die Landwirte sehen sowie einem weinenden Auge für den Roggen und seinen Stellenwert in der Lebensmittelproduktion.

Bei einer durchschnittlichen Ernte dürften die Landwirte zur Ernte 2008/2009 wesentlich mehr Roggen als im Vorjahr einfahren, berichtet die ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtstelle aus Bonn und fragt sich, ob der Absatz für das größere Angebot überhaupt gesichert sei.

Zur Ernte 2007 war der Roggenanbau in Deutschland recht deutlich um 25 Prozent auf gut 670.000 Hektar ausgedehnt worden. Roggen für die Biogaserzeugung machte einen großen Teil des Zuwachses aus. Aufgrund witterungsbedingt unerwartet geringer Erträge nahm die Erntemenge allerdings nur um knapp vier Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Rund 2,74 Millionen Tonnen konnten die deutschen Landwirte damit einfahren.

Nun ist im vergangenen Herbst erneut mehr Roggen zur Ernte 2008 ausgesät worden. Nach bisher vorliegenden Erhebungen wird mit einem Plus von elf Prozent gerechnet, womit der Anbau knapp 750.000 Hektar erreicht. Bei einem durchschnittlichen Flächenertrag von 53,4 Dezitonnen je Hektar, der unter normalen Witterungs- und Vegetationsbedingungen erzielbar sein sollte, könnten etwa vier Millionen Tonnen Roggen geerntet werden.

Der Bedarf der inländischen Mühlen bewegt sich auf einem Niveau von rund 900.000 Tonnen im Jahr. Der Einsatz von Roggen in der Mischfutterherstellung betrug im Wirtschaftsjahr 2006/2007 knapp 535.000 Tonnen. Für die erste Hälfte der laufenden Kampagne wurde ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent ermittelt. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen, dann könnte die Verwendung auf gut 580.000 Tonnen zulegen. Die Wirtschaftsjahre 2003/2004 und 2004/2005 haben allerdings gezeigt, dass – bei entsprechend günstigen Preisen – auch Mengen von deutlich mehr als 1 Million Tonnen möglich sind.

Tendenziell zugenommen hat die Verfütterung auf den Höfen selbst. In der Saison 2005/2006 erreichte sie knapp 900.000 Tonnen. Insgesamt sieht man – besonders von Seiten der Roggenzüchter – durchaus Potenzial für eine Steigerung im Futtersektor. Weitgehend weggebrochen ist unterdessen der auf mehr als 500.000 Tonnen angelegte Einsatz von Roggen zur Ethanolherstellung, nachdem die Produktion stillgelegt oder auf andere Rohstoffe umgestellt wurde. Der Außenhandel spielt beim Roggen keine sehr große Rolle. Letztlich dürften vier Millionen Tonnen am Markt unterzubringen sein.